Frühlingsgefühle!

Ein enormes Starterfeld von 70 Jungs und 6 Mädls nutzte am 13.04.2024 die traumhaften Bedingungen, um in der Gruam bei Ried im Traunkreis Motocrossrennen zu fahren. Aus Platzgründen können maximal 20 Starter pro Lauf teilnehmen, dementsprechend war es in der Open-Klasse eine Challenge überhaupt einen Startplatz zu ergattern: ‚First come, first serve‘ war das Motto! Seit dieser Saison gibt es neu, eine Damenklasse. Die Mädls können dort garantiert testosteronfrei, auf ihre Art Rennen fahren und taten dies auch.

Ja, es hat sich einiges getan über die Wintermonate. Das MX-Kids-Team war hoch aktiv und wichtige Projekte wurden umgesetzt: Die elektronische Zeitnehmung mittels RFID-Transponder, zum Beispiel. Es handelt sich hierbei um Mikrochips, die mittels Klebefolie auf die Helme appliziert werden und so deren Ortung ermöglichen. Händisches Rundenschreiben und Auswerten, die damit verbundene Fehleranfälligkeit und in weiterer Folge Reklamationen aufgebrachter ‚Fans‘ sollten damit der Vergangenheit angehören. Die Rundenzeiten, Platzierungen und viele andere Daten stehen jederzeit und unbestechlich zur Verfügung. Damit wird auch ein Qualifikationsfahren für die Startplatzwahl möglich. Die schnellsten MX-Kids dürfen als erste ihre Startplätze wählen.

Dem Umstand, dass der Motocrosssport gefährlich ist, wird in der Saison 2024 mit der Anwesenheit eines Rettungsteams bei Clubläufen begegnet. Dadurch wird im Verletzungsfall die Rettungskette unmittelbar in Gang gesetzt und eine beruhigende Wirkung auf die Betreuer, insbesondere der Neueinsteiger ausgestrahlt. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Die fünfzehn Minuten der ersten Motocrossläufe dauern für die besorgten Eltern eine Ewigkeit und man ist für jede Sicherheit vermittelnde Maßnahme dankbar. Nach den Ereignissen der diesjährigen Jahressiegerehrung beim Oberwirt in Sipbachzell wird überlegt, ein Rettungsteam bei sämtlichen MX-Kids-Aktivitäten bereitzustellen. Dieser Sport bleibt auch ohne Fahrzeuge gefährlich …

Einige feine Strecken-Veränderungen erwarten uns in der kommenden Saison: Verbreiterte Steilhanganfahrt macht ein Überholen in diesem Bereich möglich. Statt der bisherigen Schikane, hat man nun eine schnelle, langgezogene Aufwärtskurve zu meistern- super cool! Wenn man es übertreibt, fliegt man den Steilhang hoch und hat oben alle Hände voll zu tun, nicht im Wald zu landen. Die breite Steilhanganfahrt wird auch als Startgerade entgegen der regulären Fahrtrichtung genutzt. Damit verdoppelt sich die Distanz zur ersten engen Kurve, bis zu der das parallele Starterfeld in eine Reihenanordnung finden muss. Die schellen erreichen nach etwas mehr als einer Minute erneut die Steilhanganfahrt, diesmal in Fahrtrichtung. Zu diesem Zeitpunkt sind dann auch die zurückhaltenden Starter weg.

Je nach Zählweise, 11 bis 13 Sprünge unterschiedlicher Größe, Steilheit und Abfolge. Besonders reizvoll, am Eingang der Teichkurve ein Double-Jump bzw. für die ganz schnellen auch als Triple-Jump nutzbar. Denn was wäre Motocross ohne Springen? Die Kinder definieren ihr ‚Können‘, vor allem in den Anfängen, über das Springen. Wer weit und spektakulär springt, der muss ein guter Motocrosser sein. Zum Springen braucht es Mut, und wenn man sich überwindet, wird man vom eigenen Körper mit einer Ladung Adrenalin und anderen Glücksstoffen belohnt. MX-Kids brauchen keine Drogen, denn Motocross kann mehr!

Aus einer fahrtechnischen Perspektive ist aber nicht das Springen, sondern das Kurvenfahren der interessante Teil beim Motocross, anspruchsvoll und relevant, wenn es um schnelle Rundenzeiten und gute Platzierungen geht. Für jede Kurve sollte man ein Konzept, eine geeignete Linie haben. Sprünge funktionieren im Wesentlichen alle gleich: Der Fahrer steht in zentraler Position, mit dem Schwerpunkt über den Fußrastern, leicht geöffnetes Gas für konstante Geschwindigkeit und dann hebt das Motorrad, ohne viel zutun, an der Sprungkante ab. Für wenige Augenblicke wirken keine Kräfte auf den Körper. Man schwebt, lockert die Muskeln, atmet tief aus und genießt den Flug. Unmittelbar vor der Landung ist der Kurzurlaub dann wieder vorbei: Umschalten in den Kurvenmodus, Körperspannung und Vollgas.

Am zweiten Samstag im April ging dann der erste Clublauf der Saison 2024 über die Bühne. Trotz der frühsommerlichen Temperaturen und mehrerer Tage ohne nennenswerten Niederschlag, gelang es dem MX-Kids Team durch Bewässern und Bearbeiten einen gut haftenden, staubfreien Boden zu erzeugen. Insbesondere am Vormittag konnten auch weniger Geübte den Gasgriff voll öffnen und alles aus ihren Maschinen herausholen.

Die 50ccm Klasse wurden von den Motorsportkollegen des UMCT Langenlois dominiert. Matteo Mader ist in unschlagbarer Form und konnte beide Läufe für sich entscheiden, gefolgt von Moritz Domes, ebenfalls vom UMCT, und David Stockhammer von den MX-Kids. In der 65ccm Klasse war es Gregor Raml der seine Überlegenheit zeigte und vor Philip Steiger und Alexander Egger, alle drei von den MX-Kids, gewann.

Die Damen-Klasse war hinsichtlich der Motorräder sehr heterogen. Dort kämpfte Irene Wallner mit der 300er-Zweitakt Enduro gegen Emilie-Lea Oberndorfer, die mit ihrer KTM SX65 ins Rennen ging. Ein gescheitertes Überholmanöver von Emilie brachte beide Pilotinnen zu Sturz. Der Sieg ging an die Favoritin Eva-Maria Rosenthaler vor Julia Egger und Anna Ederer. Eva-Maria Rosenthaler und Julia Egger gaben sich ein Monsterprogramm und starteten gleich in zwei Klassen: Eva-Maria absolvierte die Damen- sowie die Open-Rennen, Julia kämpfte in der Damen- und in der 85er-Klasse.

In der 85ccm Klasse war es Micheal Kronberger, der die Nase vorne hatte. Aber, Max Streif, Paul Klauser Florian Schäfer, Elias Kals und Aaron Liebhart nutzten wohl auch jeden Frühlingstag. Die fünf sind in bestechender Form. Paul Klausner übte jedenfalls schon einmal sein Gewinnerritual und taufte bei der Siegerehrung alle Anwesenden mit zwei Flaschen Sekt, alkoholfrei natürlich.

Manuel Mehringer hat in der Open-Klasse wieder einmal seine außergewöhnlichen Fahrkünste bewiesen. Der Mx-Kids-Obmann verhöhnte seine Mitstreiter, indem er im ersten Lauf einhändig alle abhängte, denn die zweite Hand brauchte er für die Reparatur des Gaszuges. Es geht doch nichts über einen ordentlichen Beinschluss, denn wir alle wissen, der Lenker ist kein Haltegriff, sondern dient als Kommunikationszentrale mit dem Motorrad. Das funktioniert auch mit einer Hand, für die meisten aber leider nur in der Theorie…

Mit Freude begrüßten wir unseren früheren Obmann Walter Mehringer, der sich nach schwerem Sturz und zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt wieder auf dem Weg der Besserung befindet. Eingegipst bis über den Hals, durften sich die jungen MX Kids auf seinen Bandagen verewigen. Danke an all die Fleißigen, die Kuchenbäcker, Streckenposten, Raupenfahrer, Grillmeister, Kaffeesieder, Rundenschreiber, Organisatoren, Einkäufer, Installateure, Parkeinweiser, Bewässerer und alle Freiwilligen, die es für so eine Veranstaltung braucht. Die Saison hat mit einer super Motocross-Party begonnen und wir haben so richtig Lust auf mehr bekommen… 

Julia, Alexander, Adrian und Martin Egger